Eltern von Samuel Koch sprachen auf dem Kolpingtag über Menschlichkeit

Video-Grüße von Samuel Koch gab es zu Beginn des ersten von drei Gesprächsforen in der Aula der Cappelner Grundschule. Der 28-Jährige hat in der vergangenen Woche geheiratet und ist jetzt in den Flitterwochen. „Sonst wäre er sehr gerne hier gewesen“, betonte sein Vater Christoph Koch, der zusammen mit Ehefrau Marion zum Kolpingtag gekommen war. „Menschlichkeit braucht Mut“ war ihr Beitrag überschrieben und das hat die Familie in den vergangenen fünfeinhalb Jahren seit dem schweren Unfall bei „Wetten, dass...?“ auf unterschiedliche Weise erfahren.

Wie geht man auf Menschen zu, die Leid tragen, die einsam sind? Dieser Frage sah sich Christoph Koch ausgesetzt, als er in der Schweizer Spezialklinik, in der sein Sohn behandelt wurde,auf andere Menschen traf,denen ähnliche Schicksale widerfuhren. „Ich habe es lieb gewonnen, zuzuhören“, versicherte er den aufmerksamen Zuhörern.k P1110405 „Man kann das Leid nicht teilen, aber im gewissen Sinn auffangen.“ Die Anfänge waren für alle schwer, auch wenn es gegenseitig keine Vorwürfe gab. Unterschwellig waren beim Vater die Schuldgefühle immer da „und wir haben uns viel angezickt“, sagte Mutter Marion. Aber es gab auch die Lichtblicke, wenn sich bei Samuel die Einstellung zum Leben geändert hat. Marion Koch: „Anfangs hat Samuel gesagt,er könne es sich nicht vorstellen, einmal Kinder zu haben, weil er nicht mit ihnen Fußball spielen kann und raufen.“Es sei aber wichtig, nützlich zu sein und den Wert als Mensch zu erkennen. Und nützlich macht er sich mittlerweile. 250 Termine hat Samuel im Jahr,die sein Vater für ihn managt. Interviews, Buchvorstellungen, Reisen, Paragliding und Fernsehauftritte. Und es dürften noch ein paar mehr werden, wenn die geplante Stiftung konkretere Formen annimmt, mit der Menschen in ähnlichen Situationen und vor allen Dingen deren Angehörigen geholfen werden soll. Denn die Kochs wissen, wie sehr es das Leben aller Familienmitglieder auf den Kopf stellt. Die beiden Schwestern waren schon etwas älter, sein jüngerer Bruder aber gerade erst im beginnenden Teenager-Alter, als das Unglück geschah. Er hat unter der Zeit,in der die Eltern fast ausschließlich bei Samuel waren, am meisten gelitten,sagen Marion und Christoph Koch heute.

Quelle: Münsterländische Tageszeitung vom 05.09.2016; Herr Thomas Vorwerk